Nehmt Abschied Brüder
zieht man sich warm an). Eine Regel als „vernünftig“ zu bezeichnen, obwohl sie von einem Teil der Gesellschaft anders gesehen wird, birgt den Konflikt in sich, dass der andere Teil der Gesellschaft die Regel nicht annehmen kann, oder zumindest die Regel nicht als „vernünftig“ bezeichnet. Der Begriff „Vernunft“ wird nicht von allen Menschen identisch gesehen. Auffällig wird dies gerade in unserer Pandemie, wobei ein großer Teil der Gesellschaft emp- findet, dass das „vernünftige“ Vorgehen sei, dass sich alle impfen, dass dazu gar eine allgemeine Impfpfli - cht geschaffen wird. Ein kleinerer Teil der Gesellschaft empfindet, dass es „vernünftig“ wäre, wenn sich nicht alle impfen müssen. Wer hat nun recht? Beide Teile der Gesellschaft beanspruchen für sich die „Vernunft“ . Eine abschließende und plausible Bewertung, was „vernünftig“ sei, wird wohl niemand mit absoluter Sicherheit benennen können, weil beide Teile der Gesellschaft sich bemühen, faktenorientiert zu argumentieren. Und jede Quelle, die als Grundlage für faktenbasierte Argumentation genannt wird, hat den Beigeschmack, mit Fehlern behaftet zu sein. So sind für die Vertreter einer Haltung die verwendeten Statistiken und Quellen der Andersdenkenden zweifelhaft. Wenn Vertreter der einen Geisteshaltung denen der an - deren vorhalten, nicht genügend faktenorientiert zu sein und, wenn niemand mit absoluter Sicherheit aussagen kann, welche Fakten richtig seien, dann sollte der Beg- riff „Vernunft“ durch z.B. „Meinung“ ersetzt werden. Der Begriff „Toleranz“ wird seit längerer Zeit in unserer Gesellschaft genutzt. Der Begriff tauchte beispielsweise auf, als andersdenkende und andersaussehende Mitmen- schen bei uns in Europa auftauchten, um Asyl zu suchen. Toleranz wurde dann von vielen von uns abverlangt, weil die auftauchenden Menschen anders waren als wir. Wir waren rechtschaffen und fleißig. Die, die auftauchten,
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